Rezensionen zum Buch
"Der Bombenkrieg gegen Dresden im Zweiten Weltkrieg"

Dresdner Neuste Nachrichten, 13.2.2014

Prof. Dr. Karlheinz Blaschke, Diplom-Historiker und wissenschaftlicher Archivar schreibt:

Über die Zerstörung der Altstadt von Dresden im Februar 1945 gibt es zahlreiche Veröffentlichungen im orts- und landesgeschichtlichen Rahmen und gedruckte Äußerungen auf internationaler Ebene. Das von Michael Schmidt erarbeitete Manuskript reiht sich nicht einfach in den vorhandenen Bestand ein, sondern geht mit einer neuen Sicht auf das grausige Geschehen der für Dresden schicksalhaften Ereignisse ein. Er geht von einer starken, in drei Generationen aufgewachsenen Bindung an seine Heimatstadt aus und bringt von dieser Einstellung her eine persönliche Note in die Darstellung ein. Auf dieser Grundlage hat er durch das Studium der umfangreichen Fachliteratur eine persönliche Stellung gewonnen, in der die menschliche Betroffenheit mit den nachweisbaren Einzelheiten des militärischen Geschehens und der politischen Hintergründe verbunden werden. Das ist als die besondere Eingenart der Darstellung anzumerken. So wird die Strategie der Luftkriegsführung in die örtlichen Vorgänge eingebaut und dadurch ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge erreicht, die sich in voller Wucht auf die Stadt auswirkten. Der britische Luftmarschall Harris und sein Bomber-Command treten ebenso in Erscheinung wie die Schwäche der Luftschutzmaßnahmen auf deutscher Seite und der Treibstoffmangel bei der Dresdener Luftabwehr. Die Meinungsverschiedenheiten in der politischen und militärischen Führung Großbritanniens werden dargelegt und damit der Blick hinter die Kulissen der gegnerischen Seite gerichtet. Die auf beiden Seiten obwaltende Sinnlosigkeit der Ereignisse in den letzten Wochen des Krieges wird dadurch nicht um ein Haar erträglicher, aber dem fragenden und denkenden Menschen öffnen sich abgrundtiefe Einblicke in Ursachen und Hintergründe. Fragen der Ethik werden angesprochen, ohne in billige Vorwürfe auszuarten. Die Zahlenangaben über die auf deutsche Städte angesetzte Bomberflotte können nur ein nachträgliches Schaudern hervorrufen, wenn man von 1422 viermotorigen Maschinen mit 700 Begleitjägern bei einem einzigen Einsatz im Oktober 1944 erfährt. 84 Flak-Geschütze im Kaliber von 8,8 mm mit behelfsmäßig ausgebildeten Soldaten standen dem im Dresdener Raum hilflos entgegen. Es lohnt sich für die Dresdener, die damals dem Wirken dieser höllischen Vernichtungskräfte entkamen, noch heute in stummer Erstarrung davon Kenntnis zu nehmen. Die Information über die Vorgänge und Ziele auf der anderen Seite bringt einen erheblichen Gewinn, um das ganze Geschehen in seiner Ungeheuerlichkeit zu begreifen.

Die Darstellung gewinnt auch dadurch an Wert, dass eine Rückschau auf den Bombenkrieg dargeboten wird, wie er sich von 1899 bis 1939 entwickelt hat. Die Zeit der NS-Herrschaft in Dresden wird als Vorbereitung auf die Folgen des Luftkrieges betrachtet. Der Blick auf den Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten fördert das Verständnis für die Folgen des totalen Krieges. Die schwierigen völkerrechtlichen Fragen um die Zerstörung Dresdens werden nicht ausgespart.

Man kann darüber streiten, welche vom Bombenkrieg betroffene deutsche Stadt die schwersten Zerstörungen erleiden musste. Das Dresden hierbei genannt werden muss, steht außer Zweifel. Die besonderen Umstände dieses Schicksals werden in dem Manuskript überzeugend dargelegt und erklärt. Die Liste der bereits vorhandenen Veröffentlichungen zum Thema gibt einen Einblick von der Bedeutung des Ereignisses und ermöglicht dem Leser die selbständige Weiterarbeit.

Prof. Dr. Karlheinz Blaschke, Moritzburg bei Dresden

SÄCHSISCHE ZEITUNG, 8.2.2014

Dresdner
Geschichte und Geschichten

Von Monika Dänhardt

Blick auf Dresdens grausige Geschichte

Die schöne Stadt Dresden erlebte 1945 ihr Inferno. Das hatte Ursachen. Michael Schmidt geht aus einer persönlichen Bindung zur Stadt in seiner Broschüre „Der Bombenkrieg gegen Dresden im Zweiten Weltkrieg“ diesen nach. Er hat viel und gut recherchiert und zeigt Hintergründe und Entwicklungen kenntnisreich auf. Dabei lassen die Texte auch persönliche Betroffenheit spüren, was dem Buch einen besonderen Reiz gibt.

Und er spannt den Bogen weit, beschäftigt sich eingehend schon im ersten Kapitel mit den „Anfängen des Bombenkrieges (1899–1939). Im Kapitel „Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus“ gibt er detailreich Auskunft darüber, wie sich die Stadt industriell, militärisch und geistig entwickelte. So verfolgt er die Entwicklung bis zum „Untergang von Elbflorenz“.

Neben der Aufarbeitung der Geschichte lebt das Buch von vielen Fotos, die auf ihre Weise das grausige Geschehen dokumentieren. Man kennt viele der Bilder – und doch berühren sie vor allem durch die Gegenüberstellung von davor und danach tief. (SZ/md)

zurück zur Übersicht Rezensionen/Presse