Rezension zum Buch "Spaziergang durch das alte Dresden in Ansichtskarten um 1900".
Die innere Altstadt (Band 1 der Buchreihe)

DRESDNER NEUESTE NACHRICHTEN,
29.10.2018
Zeitungsausschnitt

Die Altstadt in alten Ansichtskarten

Neues Buch ermöglicht einen Spaziergang durch Dresden im Kaiserreich

Das Schreiben von Ansichtskarten ist in Zeiten von Facebook und Co. ein bisschen aus der Mode gekommen. Das ist bedauerlich, weil damit eine Form der Kommunikation schwindet, die sich der Vergänglichkeit widersetzt. Denn eine Ansichtskarte ist mehr als ein persönlicher Gruß. Sie ist auch ein Zeitdokument, das späteren Generationen Einblicke in zurückliegende Epochen ermöglicht, spiegeln sich doch zum einen (scheinbar banaler) Alltag, hier und da aber auch wichtige Ereignisse wider. Wie spannend diese Einblicke sein können, zeigt das Buch" Spaziergang durch das alte Dresden in Ansichtskarten um 1900", das in zweiter, verbesserter Auflage im Sonnenblumen-Verlag erschienen ist (128 Seiten, 14,80 Euro) und explizit der Altstadt gewidmet ist. Mit seinen Büchern bricht der Historiker und Verleger Michael Schmidt gern eine Lanze für das Medium Postkarte, die, als sie erst mal auf dem Markt war, rasch zu einem beliebten Kommunikationsmittel und Sammelobjekt wurde. Das Buch wartet mit über 100 Abbildungen mit Erläuterungen auf, zudem gibt es einen geschichtlichen Einleitungstext, der wie auch die Erläuterungen zu den Bildern recht knapp gehalten ist. Beim Betrachten der Motive gerät man ein ums andere Mal ins Staunen, häufig stellt sich Wehmut ein, denn die ganze Pracht und Herrlichkeit von früher ist verschwunden. Die Postkarten machen Verluste deutlich - und nicht alle davon sind dem Zweiten Weltkrieg geschuldet. So hält Schmidt fest, dass Straßendurchbrüche. wie etwa bei der König-Johann-Straße, sowie der Bau neuer Geschäftshäuser auf Kosten älterer .. Bausubstanz "das Stadtbild der inneren Altstadt erheblich veränderten."

Dr. Thomas Liebsch, Kunsthistoriker aus Dresden schreibt:

Michael Schmidt lässt in seinem Ansichtskartenbuch das 1945 verbrannte und später abgeräumte "Alte Dresden" wiedererstehen, das seitdem viele Dresdner, darunter auch Jüngere, in ihr visuelles Gedächtnis geschlossen haben und das ihnen ans Herz gewachsen ist.
Die alten Stadtaufnahmen bilden meist Orte ab, die bis heute entweder neu bebaut wurden oder leer geblieben sind. Über die Stadtbrachen ist Gras gewachsen, nicht jedoch über die menschliche Erinnerung. Die durchweg anspruchsvollen "verschwundenen" Architekturen der Stadt Drcsden entfalten ihre Aura in den alten Postkartendrucken mit ihren Kolorierungen, die den Betrachter in die Zeit vor hundert Jahren zurück versetzen.
Durch die brilliante Drucktechnik der Reproduktionen, die dem Original sehr nahe kommen, hebt sich das Buch qualitativ weit aus der Vielzahl vergleichbarer Erscheinungen seit 1990 heraus. Das Buch ist sehr ansprechend und dem Gegenstand angemessen gestaltet.
Michael Schmidt gibt in seiner Einleitung und den anschließenden kurzen Ausführungen zu Grundlinien der Dresdner Stadtgeschichte sachkundige Orientierungshilfe. Darüher hinaus fügt er am Schluß des Bandes Erläuterungen zu den Abbildungen hinzu, den Stadtplan hätte sich der Ortsunkundige möglicherweise etwas größer gewünscht. Durch die treffende, Auswahl und Anordnung der Motive wird die außerordentliche städtbauliche und baukünstierische Bedeutung der Dresdner Altstadt deutlich. Städtisches Leben wird in der abgebildeten Elbeschiffahrt, den Wachaufzügen des Hofes und in so manchem gesellschaftlichen Ereignis bis hin zu gastronomischen Kuriosa veranschaulicht.
Dieser vorliegende Band ist das erste Buch einer geplanten Reihe gleichartiger Postkartenbücher, die sich allen Stadtteilen des alten Dresden widmen wird. Sicher wird die Reihe als ein Bildgedächtnis der Stadt zu einem Standardwerk der Dresden-Literatur und sollte in keinem Regal mit Dresdensia fehlen.
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