Rezensionen zum Buch
"Grüße aus der Sächsisch-Böhmischen Schweiz in historischen Ansichtskarten"
DRESDNER NEUESTE NACHRICHTEN,
09.04.2018
Zeitungsausschnitt

Von Christian Ruf

Hans Christian Andersen (1805-1875) war ein reisefreudiger Mann. Im Frühjahr 1831 fuhr er durch Deutschland und hielt seine Eindrücke in einem Reisebuch fest. Es sind nicht zuletzt die Schönheiten der Gegend um Dresden, die ihn entzückten. Es war die freundliche Aufnahme "vortrefflicher Menschen", die ihm guttat, und es war die geheimnisvolle Melancholie, die über der Sächsischen Schweiz lag, die der Herzensstimmung des Dänen beim ganz persönlichen "Nordic Walking" zwischen Gipfeln und Schluchten entgegenkam.

Die Stimmung war wohl nicht ganz ungetrübt, scheint es doch eine unerfüllte Sehnsucht zu einer Frau gegeben zu haben, die Andersen - da ist er eben durch und durch Dichter - kunstvoll in die Worte kleidete:

"Sie darf im Herzen nicht bei mir sein,
Ich aber träume sie nur allein!
Sünde auf Sünde häuf' ich im Schmerz,
Sie nur erfüllet mein ganzes Herz.
O du wogendes Wolkenmeer,
Zieh übers Grab meiner Liebe her!"

Das Dokument dieses Wanderns über und unter dem Nebelmeer liegt in allerhand Ausgaben vor, eine davon stellt das Buch "Grüße aus der Sächsisch-Böhmischen Schweiz in historischen Ansichtskarten" dar, das im in Radebeul ansässigen Sonnenblumen-Verlag erschienen ist. Das Werk basiert auf der umfangreichen Postkartensammlung, die Autor und Verlagschef Michael Schmidt im Lauf seines Lebens bislang anhäufen konnte.

Zuerst findet der Leser einen kurzen, allenfalls an der Oberfläche kratzenden Überblick zur Geschichte der Sächsisch-Böhmischen Schweiz, danach folgt der Bildteil mit 108 historischen, in der Regel bis dato unveröffentlichten Postkarten aus dem Elbsandsteinqebirqe. Jede
Abbildung wird erläutert, so wird etwa festgehalten, dass sich der Kuhstall "im zeitigen 19. Jahrhundert zu einer der Hauptattraktionen" der Sächsischen Schweiz entwickelte. Der Kuhstall erschien Andersen zunächst; "als sei er von Menschenhänden ausgeführt". Wenn man aber die "stolze Masse" näher betrachte, "da fühlt man, daß nur die Natur einen solchen Riesenbau ausführen kann". Festgehalten wird von Schmidt auch - und zwar am Beispiel einer Ansichtskarte einer Männergesellschaft auf Sonntagsausflug -, dass Fotoansichtskarten ganz erheblich seltener sind als "ganz normal gedruckte Postkarten, weil erstere bei den Fotografen in der Regel nur für kleinere Personenkreise hergestellt wurden, die mit den abgebildeten Motiven in Verbindung standen".

Auffallend: Sämtliche Orte und Städte in der Böhmischen Schweiz präsentieren sich mit dem jeweiligen deutschen Namen, waren sie doch bis zu Flucht und Vertreibung überwiegend, wenn nicht ausschließlich von Deutschen beziehungsweise deutschsprachigen Böhmen besiedelt. So auch Herrnskretschen (Hrensko), das 1475 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Schiffer- und Fischerort befand sich laut Schmidt seit dem Dreißigjährigen Krieg im Besitz des Fürstenhauses Clary-Aldringen und entwickelte sich nach 1860 mit dem Aufkommen des Tourismus zu einem beliebten Erholungs- und Wanderort.

Auf vielen Postkarten befinden sich die Grüße der Absender auf der Vorderseite - bis 1905 war das so üblich.

Michael Schmidt:
Grüße aus der Sächsisch-Böhmischen Schweiz in historischen Ansichtskarten:
Ein Streifzug durch das Elbsandsteingebirge zu Zeiten unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern.
Sonnenblumen-Verlag, 128 Seiten, 12 Euro

 

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